2.05.2023
Der Beruf des Rechtsanwalts
Die rechtlichen Grundsätze gelten in gleicher Weise unter dem Einfluss der Lehre von der Gleichheit aller
Menschen, obwohl es keine Privilegien gibt. Der
Mandant eines
Anwalts
reagiert anders, er sieht zum Beispiel,
dass er mit den einfachen Mitteln der Offenheit und gradlinigen Sprache, denen er im Umgang mit seinen Schuldnern
und den Geschäftspartnern folgt, eine Konfliktsituation oft nicht lösen kann. Der Gläubiger geht zum Anwalt nicht
nur, weil er Information über die Rechtslage erwartet. Er erhofft von ihm, dass dieser von Berufs wegen die Umwege
geht, die menschlicher Unzulänglichkeit Rechnung tragen und die das
Reagieren der Gegenseite
von vornherein einkalkulieren. Sein Anwalt soll sagen, was zugleich recht und nützlich ist, und verschweigen, was
ohne unzulässige Täuschung besser nicht gesagt wird. Der Anwalt soll, was er selbst nicht kann und auch nicht will,
für ihn prozessieren. Und er soll das tun, was im Geschäftsleben branchenüblich ist: taktisch vorgehen.
Der Rechtsanwalt handelt dementsprechend im Beruf und von Berufs wegen in einer Weise, die im privaten Handeln
als fristgebunden angesehen wird. Im privaten und geschäftlichen Bereich ist der Schuldner oft skrupelloser als ein
Kunde, der seine Rechnungen sofort bezahlt. Er weiß, dass man von ihm
fristgerechte Zahlung
erwartet, und er bemüht sich, dem zu entsprechen. Ist er in einen Konflikt geraten, einen privaten oder auch einen
im Berufsleben entstandenen, weiß er, dass er selbst zu bedenklich ist, ihn zügig zu bewältigen. Er beauftragt
daher - jedenfalls wenn es sich nicht um eine problemlose Routinesache handelt - einen
Rechtsanwalt in Hamburg,
und er erwartet von diesem, dass dieser von Berufs wegen das auf sich nimmt, was er selbst privat nicht zu leisten
bereit ist.
Prozesse gegen Mandanten
Anwälte prozessieren erfahrungsgemäß in eigener Sache ungern und sind beim privaten Darlehen um einen Preis und
beim Aushandeln eines Vergleichs zur Beilegung eines rechtlichen Konflikts zögernde und schnell nachgebende wie
auch taktisch unkluge Verhandler.
Das zeigt, dass der Rechtsverkehr sinnvolle Varianten aufweist, beim Anwalt ebenso wie bei anderen
rechtsberatenden Berufsgruppen. Das Gericht orientiert sich vornehmlich an der Erforschung der Wahrheit und ihrer
Deutung, unbeirrt und unbeeinflußt durch Aspekte der Opportunität und durch geänderte Gesetze.
Das sind Leitprinzipien, gegen die nicht verstoßen werden darf, und die auch jeweils spezifische Erwartungen
produzieren, an denen aber das Vorgehen der Mandanten in Berlin
in erster Linie gemessen wird. Sie durchdringen die Einzelheiten der gesetzlichen Vorschriften und setzen im
Konflikt den entscheidenden Akzent. Dadurch entstehen mehr oder weniger wesentliche Abweichungen und Spannungen
zwischen den Erwartungen der einen und der anderen Partei des Rechtsstreits.
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